Becher mit Nuppen, Flaschen mit mehreren Hälsen, Gefäße in Hundeform, Kannen
mit überlangen Ausgießern, es ist schon erstaunlich, welche Formen die Glasmacher
dem Glas einst gaben, damit es für die verschiedensten Zwecke verwendet werden
konnte. Heute blickt man überrascht auf die Vielfalt der Verwendungen. Manchmal
fällt es sogar schwer, den ursprünglichen Zweck zu ergründen. Es lohnt sich also,
genauer hinzusehen und den Geheimnissen dieser scheinbar einfachen Dinge auf
den Grund zu gehen. Dies ist umso spannender, weil die Glasmacher sich nicht
darauf beschränkten, rein funktionale Gläser zu schaffen. Im Laufe der Zeit wurde
dem Zusammenspiel von Form und Ästhetik immer mehr Beachtung geschenkt.
Diese in der Fachsprache als „Formglas“ bezeichneten Gläser des Alltags üben auf
Birgit und Dieter Schaich aus München schon lange eine besondere Faszination aus.
Über Jahrzehnte bauten sie eine umfangreiche Sammlung auf, aus der sie dem
Glasmuseum Frauenau nun über 330 Gläser für die Ausstellung zur Verfügung
stellten. Der Besucher gewinnt so einen lebendigen Eindruck vom „gläsernen
Alltagsleben“ vergangener Jahrhunderte.
„Gistl-Glas ist edles Glas“ – so lautete in den 1950er Jahren der Werbeslogan der
Krystallglasfabrik Frauenau I. Gistl, deren Erzeugnisse im Kabinett präsentiert
werden. Der Glasfabrikant Isidor Gistl hatte 1906 eine Glashütte gepachtet und damit
das Unternehmen gegründet. Er war so erfolgreich, dass er sich entschloss, eine
eigene Glasfabrik zu errichten. Und so konnte er 1925, also vor 100 Jahren, die neue
Krystallglasfabrik eröffnen, die damals zu den modernsten in Europa zählte. Kunden
in der ganzen Welt tranken aus Gistl-Gläsern und waren von den übrigen gläsernen
Produkten angetan. Mit ansprechenden Formen und zarten Dekoren zeigt sich Gistl-
Glas von zeitloser Schönheit und begeistert seine Betrachter bis heute. „Gistl-Glas ist
edles Glas“ – ein wahrlich zutreffender Werbespruch.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Gistl-Produktion von den Anfängen bis in
die Zeit der 1960er Jahre, als die letzten handgefertigten Gläser die Glasfabrik
verließen, ehe 1971 die maschinelle Fertigung Einzug hielt. Zudem bereichern Fotos,
historische Werbematerialien und sogar ein aus Glas gefertigtes Modell der
Glasfabrik die Ausstellung.
Die Ausstellungen laufen bis 27. Juli 2025. Das Glasmuseum ist von Dienstag bis
Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt in die Gistl-Glas-Ausstellung ist frei.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Abbildungen und Beschreibungen von über 330
Exponaten und ausführlichen Einleitungstexten zu besonderen Formen und Gruppen
erschienen.
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