Alexander Pfohl

Die vorgelegte 1,7 kg schwere Publikation zu Alexander Pfohl (1894 – 1953) fußt auf den Vorarbeiten zur großen Retrospektive im Schloss Hadamar (im Jahre 2024) und zur kleineren im Glasmuseum Rheinbach. Weitere Ausstellungen sind in Vorbereitung. Eine Fülle an Bildmaterial zeichnet dieses Buch aus, darunter Fotos, Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle, Archivmaterial aus der Glasfachschule Hadamar und der Josephinenhütte sowie Bilder aus dem Familienalbum. In mühevoller Kleinarbeit hat die Enkelin des Künstlers und Designers zusammengetragen, was bisher zu Pfohl erschienen war, und das war nicht wenig. Allerdings meist im Zusammenhang mit anderen Themen und weit verstreut (siehe Bibliografie 286 – 289). Entstanden ist ein Standardwerk, das umfassend Auskunft gibt über Pfohls Gesamtwerk. Es lotet die beeindruckende Vielfalt seines Schaffens aus und zeigt Pfohl als eine herausragende Künstler-Persönlichkeit. Sie zeugt von einer „Leidenschaft für die Glasgestaltung und die Kunst“ bis hin zur „Besessenheit“ (13). Dies alles streng gemeistert mit überragenden zeichnerischen und gestalterischen Fähigkeiten bis hin zur Perfektion. Das machte Pfohl zu einem herausragenden Glasgestalter innerhalb der Glastradition des vergangenen Jahrhunderts. Früh hatte dies schon Dr. Helmut Ricke erkannt, der für dieses Buch die Einleitung (8 – 10) schrieb.

 

Die Publikation ist chronologisch angelegt und behandelt den Werdegang Pfohls über seine Ausbildung in Haida und sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien (20 – 27), seine künstlerische Leitung an der Josephinenhütte in Schreiberau (32 – 105) und seine Lehrtätigkeiten in Haida und schließlich in Hadamar (108 – 190). Ein nicht einfacher und von Rückschlägen markierter Weg, den Pfohl mit Energie und Ausdauer meisterte. Wo er als Lehrer und Künstler arbeitete, hinterließ er nachhaltige Einflüsse und meisterhafte Kreationen. Pfohl war sich offenbar auch nie zu schade, seine immensen Fähigkeiten in den Dienst familiärer Feierlichkeiten, Studentenfeste oder auch einem profitorientierten Zeitgeschmack bei Glasdekorationen zu stellen. In dieser Hinsicht verkörperte er einen Typ von Designer, der ohne Berührungsängste und ohne Dünkel oder Starallüren daherkam. Er wusste halt, was er konnte. Von diesem Selbstbewusstsein legt die vorliegende Publikation auf jeder Seite Zeugnis ab. Herausragend sind seine Entwürfe für unzählige Gebrauchsgläser und Serien, die eine sehr persönliche Handschrift und Materialauffassung bezeugen. Auch mit seinen Blumenaquarellen und seiner Bearbeitungen des Rübezahlmotivs setzte Pfohl Maßstäbe. Darüber hinaus verdienen die Landschaftsaquarelle Pfohls eine eigene Beachtung. Letztere werden in ihrer Eigenständigkeit und in ihrer künstlerischen Bedeutung gewürdigt (191 – 209). Und sie verdienen es durchaus, ihrem Rang entsprechend in einer eigenen Publikation vorgestellt zu werden. Zumal die Abbildungen im Buch längst nicht das gesamte Oeuvre der Landschaftsaquarelle abbilden, wie schon ein einfacher Vergleich mit der Galerie-Seite auf www.pfohl-glaeser.com zeigt.

 

Es schmälert nicht den Charme der Publikation nicht überall perfekt zu sein. Im Gegenteil, es kann auch den Zugang erleichtern, wenn nicht zu jeder Abbildung eine Werkbeschreibung mit Größenangaben und Echtheitsnachweis mitgeliefert wird. Im Falle der Abbildung 48 auf Seite 40 erkennt ohnehin jeder, dass es sich dabei um ein Schliffmuster (nicht um eine eigenhändige Malerei Pfohls handelt, wie auf Seite 264 behauptet). Und wer sich an den genrehaft koketten Frauendarstellungen (Abb. 403 – 407) stört, möge den Zeitgeist bedenken oder einfach umblättern. Das Fotomaterial ist insgesamt von durchgehend hoher Qualität, wofür Rainer Eul zu danken ist. Der große Dank gilt der Autorin und ihrer Familie, ohne die ein wichtiges Kapitel Glasgeschichte unbearbeitet geblieben und vom Vergessen bedroht wäre.

 

 

 

Angelika Krombach, Alexander Pfohl – Künstler Designer Lehrer Persönlichkeit, Hadamar, 2025. Hardcover, 300 S., mit zahlr. sw und farb. Abb. ISBN 978-3-00-080899-9. Preis: 45 EUR.